La Perrotte

Eckdaten

Von St-Imier nach Sonvilier

 

Marschzeit 4h30min

 

Strecke 12.8 km     auf 693 m       ab 648 m

 

Karte/n 1:50'000 232T

 

Achtung: Die Combe Grède ist nicht immer zugänglich. Erkundigen Sie sich vor der Reise dahin!

 

Anforderung:

Route

Von St-Imier nach Sonvilier würde man vielleicht eine Dreiviertelstunde laufen. Den hier vorgestellten Weg schaffte ich aber nur knapp unter 5 Stunden. So etwa nach dem dummen Spruch: Man kann von Winterthur aus auch über St. Gallen nach Zürich fahren.

 

Wenn ich in St-Imier aus dem Zug aussteige, überquere ich sogleich die Geleise und das Tal. In einem weiten Linksbogen erreiche ich die tief eingeschnittene Combe Grède, wo der Wanderweg zum Bergweg wird. Dieses Tobel ist für mich der Inbegriff einer Combe: Rauh, ruppig und steil.

 

Auf halbem Weg gibt’s eine Verschnaufpause, aber das oberste Drittel verlangt mir wieder alles ab, vorallem Kondition, denn ich werde am Ende mehr als 400 Höhenmeter bewältigt haben. Die Belohnung ist jedoch ein überwältigender Blick in die Tiefe des Vallon de St-Imier und die Gewissheit, dass ich wenige Minuten westlich vom Ausstieg auf die Métairie des Plânes stossen werde, wo mir eine verdiente Pause winkt.

 

Die Wegweiser sind jetzt wieder vollständig gelb, was ich dem Weg sofort ansehe. Auch die schroffen Felsen sind verschwunden, also spaziere ich gemütlich talwärts und geniesse die wärmende Herbstsonne. Ab und zu bleibe ich stehen und konsultiere die Karte, denn es gibt unzählige Möglichkeiten, um ins Tal zurück zu gelangen.

 

Meine Wahl führt über den Hof La Perrotte zur nächsten Métairie, wie die Besenbeizen in dieser Gegend genannt werden. Je näher ich komme, desto lauter knurrt mir der Magen! Also lege ich eine weitere Pause ein, um ihn mit einem währschaften Zmittag zu besänftigen.

 

Nun schwenkt der Weg nach Norden und verzweigt sich kurz darauf. Ich könnte mich nun zum letzten Mal entscheiden, direkt wieder nach St-Imier zu laufen, aber ich wähle den linken Ast und gelange nach einigen Schlenkern zur Ruine des Château d’Erguel auf einer Felsnase, die einen fantastischen Blick über das Tal bietet.

 

Ich nehme den westlichen Bogen und treffe noch vor der Strasse auf den anderen. Die Bahnstation liegt auf der anderen Talseite über dem Dorf.

 

Chateau d'Erguël

Der Name dieser äusserst gut erhaltenen Burgruine oberhalb Sonvilier ist gleichzeitig der Name der einst hier wohnhaften Familien. Das von ihnen als Vögte kontrollierte Gebiet erstreckte sich über das Suze-Tal, Tramelan und Pieterlen, das heute zum Bezirk Büren zählt. Die Erguels stammten ursprünglich aus der Franche-Comté und amteten auch als Schirm-Vögte des Klosters St-Imier und das Elsasses, bevor sie dieses an Basel abtreten mussten.

 

In der Folge wurde die Burg der Erguels durch einen Meier des Bischofs von Basel verwaltet. Dieses Mandat endete, als Biel das Erguel im Bannerrecht (militärisch) übernahm. In der Folge mussten die Herren von Erguel in ihrem Bezirk die Reformation übernehmen, und das Kapitel St-Imier ging an Solothurn. Als dann die Herrschaft vom Bistum Basel an Biel verkauft wurde, kam es zu Unruhen im betreffenden Gebiet. Die Erguelianer erreichten, dass dieser Vertrag gekündigt wurde und schlossen mit Solothurn um 1555 einen Burgrechtsvertrag ab. Dieser versprach ihnen die Beibehaltung ihrer Gewohnheitsrechte und Freiheiten.

 

Nach weiteren 150 Jahren Vertreter- und Verwalter-Durcheinander marschierten Französische Truppen unter Napoléon in Basel ein. Dadurch wurden Frankreich und Biel direkte Nachbarn. Der Fürstbischof Sigismund von Roggenbach war nach Konstanz geflohen und setzte aus der Ferne eine provisorische Regentschaft ein, welche vom Erguel jedoch abgelehnt wurde. Sie strebten vielmehr ihre vollständige Unabhängigkeit und zusammen mit Biel eine eigenständige Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft an.

Statt dessen annektierte Frankreich das Erguel und setzte es unter die Verwaltung des Départements Mont-Terrible - ein passender Name für die verrückte Vergangenheit des Gebietes.

 

Erbaut wurde die Burg wahrscheinlich im 11. Jhd. Ursprünglich bestand die Anlage aus einem doppelten Hauptgebäude und einem kleineren mit Innenhof. Dazu gehörte ein viereckiger Turm und einem angebauten kleinen Wachturm, von dem heute nur noch der untere Teil und ein Stück Wand des grösseren besteht.

 

Nach einem Brand wurden verschiedene Restaurierungen durchgeführt, aber im Laufe des Dreissigjährigen Krieges erlitt die Burg grosse Schäden. Was heute sichtbar ist, wurde im 20. Jhd. freigelegt und befestigt.

 

Routenprofil

Die Combe Grède allein ist diese Route wert
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route