Creux du Van

Eckdaten

Von Travers nach Noiraigue

 

Marschzeit 4h30min

 

Strecke 14.0 km     auf 923 m       ab 942 m

 

Karte/n 1:50'000 241T

 

Anforderung:

Route

In Travers teilen sich die beiden Bahnlinien, die von Neuchâtel hinein ins Val de Travers führen. Die eine steigt an der nördlichen Talflanke langsam höher, um ins Hochtal hinter der Quelle der Areuse, und dann nach Pontarlier in Frankreich zu gelangen. Die andere folgt dem Bachlauf durch das ganze Tal und endet schliesslich in Butte.

 

Ich verlasse also den Zug in Travers und wende mich auf dem Wanderweg in allgemein südlicher Richtung dem markanten Rücken Nouvelle Censière zu. Anfänglich steigt der Weg recht behutsam, wird dann aber zusehends stotziger. Gut, dass schon bald die erste Wirtschaft einlädt, den Durst zu stillen und die ausgeschwitzte Flüssigkeit zu ersetzen. Bezeichnenderweise nennt sie sich Haut de la Côte.

 

Hier beschreibt der Wurzelweg einen engen Bogen und steigt wieder gemütlicher abseits der Strassen bergan. Dabei treffe ich immer wieder die Grenzsteine zwischen den Kantonen Waadt und Neuenburg, die eine schnurgerade Linie zur Felskante des Creux du Van bilden. Vorher treffe ich jedoch noch auf die Ferme du Soliat, eine Wirtschaft mit Kinderspielplatz, Gartenwirtschaft und grossem Parkplatz für die Fahrzeuge der Faulen.

 

Deutliche Spuren im Gras der Weide führen mich direkt an den 150 Meter tiefen Abgrund. Die Form dieser nicht fertig erodierten Klus quer durch die südlichste Jurafalte hat ihr zum Namen verholfen, der von vielen Deutschschweizern falsch verstanden wird. Creux du Van heisst nicht etwa Kreuz des Windes oder so ähnlich, sondern meint den gebogenen Schild des römischen Kampfwagens - eigentlich logisch, oder?

 

Ich folge der Kante gegen den Sinn des Uhrzeigers bis zum südlichen Ende des Abbruchs und steige dann in einigen Kehren durch den Wald hinab gegen den Boden des Kessels. Unterwegs treffe ich auf einen kleine Brunnen. Vielleicht ist das der Rest der versiegten Quelle eines grösseren Baches, der an dieser gewaltigen Aufgabe gescheitert ist?

 

In der Ferme Robert, einem stattlichen Gasthaus aus dem 18. Jhd., besteht die letzte Möglichkeit, den Durst zu löschen oder den Hunger zu stillen, bevor ich den Abstieg nach Noiraigue unter die Füsse nehme, um dort auf den Zug zu warten, der mich zurück bringt nach Neuchâtel.

 

Enstehung des Creux du Van

Eine ähnliche Felsformation existiert in den französischen Pyrenäen. Auch der Cirque de Gavarnie ist auf die gleiche Weise und in der gleichen Zeit entstanden.

 

Eine Quelle lieferte während der Auffaltung des Juras vor etwa 70Mio Jahren genügend Wasser, um sich einen Durchlass durch die vorderste Falte zu schaffen. Irgendwann wurde der Zufluss dieses Wassers jedoch unterbrochen, und die Quelle versiegte. Das begonnene Werk wurde in die Höhe gehoben, und anstelle einer einer Klus, wie wir sie in Moutier antreffen, war eine Halbklus oder eben ein Cirque entstanden. Von der Quelle ist nur noch die Fontaine Froide übrig geblieben. Die bescheidene Menge Wasser, die dort an die Oberfläche tritt, hat während des ganzen Jahres eine Temperatur von exakt 4°C.

 

Der Boden dieser hufeisenförmigen Felsformation ist heute bedeckt durch Moränenschutt, den ein Gletscher während er letzten Eiszeit hierher verfrachtet hat, aber auch durch Schutt, der von Bergstürzen herrührt. Kleinere Abbrüche an der senkrechten Wand können auch heute noch beobachtet werden.

 

Die gesamte Länge der Wand des Creux du Van misst an die 4km und ist bis zu 160m hoch. Der Durchmesser des Kessels beträgt 1200m. In diesen für Menschen unzugänglichen Felsen leben Steinböcke und Gämsen, die sich sehr gut an die Anwesenheit von Besuchern gewöhnt haben. Oftmals kommen sie sogar auf die Wiesen hinauf, um die Touristen an zu betteln. Im Jahre 1770 wurde hier der letzte Bär erlegt, und natürlich musste der stolze Jäger mit dem toten Tier vor der Kamera posieren. Über das Schicksal der ausgesetzten Luchse, welche in den slowakischen Karpaten eingefangen worden waren, ist nur bekannt, dass sie vermutlich wieder abgewandert sind.

 

Das Gebiet steht seit 1972 unter Schutz und zählt zum Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung. Aus diesem Grund wurde an der oberen Kante ein hässlicher Maschendrahtzaun entfernt und zum Schutz für die Weidetiere durch eine 2km lange Trockensteinmauer ersetzt. Weil diese durch eine international zusammen gewürfelte Schar von Helfern unentgeltlich gebaut wurde, wird sie "Mauer der Freundschaft" genannt.

 

Routenprofil

Creux du Van = Schild des (röm.) Kampfwagens
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route