Chasseral

Eckdaten

Von St-Imier auf den Chasseral

 

Marschzeit 3h30min

 

Strecke 10.2 km     auf 960 m       ab 207 m 

 

Karte/n 1:50'000 232T

 

Anforderung:

Route

Die Höhe der südlichsten Jurakette nimmt gegen Norden hin immer weiter ab. Der höchste Gipfel mit annähernd 1700 Metern ist die La Dôle, und für den Chasseral, den Hausberg von Biel bleiben noch 1607 Meter. Die letzten Ausläufer finden wir im Kanton Schaffhausen, wo es der Hagen gerade noch auf knappe 900 Meter schafft.

 

Auf alle diese Gipfel führen mehrere Wege, was den Wanderer oftmals eher verwirrt, als ihm hilft. Ich habe für die Besteigung des Chasseral eine dieser Routen herausgepickt, von der ich meine, sie sei echt attraktiv und kaum verirrbar: Von St-Imier, also von der „Hinterseite“.

 

Jenseits des Bahnhofs nimmt mich ein Wanderweg auf, der mitten durch den Friedhof führt und nach einem guten halben Kilometer den Waldrand erreicht. Hier ist fertig mit flacher Ebene, hier steigt der Weg mächtig durch den Wald in scharfen Kehren dem einsam gelegenen Hof La Bénonne entgegen.

 

In den lockeren Baumbeständen lässt sich gut wandern, zumal die Steigung hier wesentlich angenehmer ist. Ein Blick nach hinten zeigt mir die höheren Quartiere von St-Imier und dahinter die scheinbar gemächlich drehenden Windmühlen vom Mont Crosin. Noch etwas höher stosse ich auf den Bergweg, der aus der Combe Grède herüber kommt. Ich steige aber weiter, denn nach etwa 2 Stunden sollte ich zur Métairie des Plânes gelangen. Mein Magen erinnert mich immer wieder daran!

 

Nach einem sättigenden Mahl im umgebauten Stall marschiere ich weiter, schwenke beim Punkt 1277 nach rechts und beschreibe einen weiten Bogen um die Mét. de St-Jean herum zur Krete. Das Hotel dort oben habe ich bereits entdeckt, ich will aber zuerst noch auf den Gipfel mit auch einem Windrad und einem gewaltigen Funkturm.

 

Zu gerne liesse ich die Aussicht noch länger auf meine Sinne wirken, aber der steife Wind lässt mich fast frieren. Also wende ich mich nach kurzer Pause wieder dem Abstieg zu. Auf dem Strässchen bin ich in 20 Minuten beim Hôtel und bin froh, den Dessert aufgespart zu haben. Den Rückweg nach St-Imier geniesse ich im Autobus und bin fast ein bisschen stolz für den geschafften Aufstieg.

 

Chasseral et les Métairies

Mit seinen 1607 Metern Höhe - übrigens genau gleich vielen wie der Chasseron bei Ste-Croix - ist der Chasseral der höchste Gipfel des Berner Juras. Sein früherer Name auf deutsch war Gestler, da aber sogar in der zweisprachigen Stadt Biel fast alle Leute französisch sprechen, ist diese Tatsache kaum mehr bekannt. In der übrigen Schweiz sowieso nicht.

 

Auf der „Vorderseite“ wird die Hügelkette mit dem Chasseral durch den Bielersee begrenzt, und auf seiner „Rückseite“ verläuft das Tal von St-Imier. Der Krete vorgelagert finden wir auf etwa 800 Höhenmetern ein Hochplateau mit etlichen kleineren Ortschaften. Die wohl eigenartigste ist Les Prés-d’Orvin mit Dutzenden in den Wald gstreuten Ferienhäusern. Es gibt kein Zentrum, keine Kirche oder Kapelle und kein Gasthaus ausser der Métairie d’Evilard ganz oben unter dem Horizont.

 

Die Nordseite ist steiler und, weil nach Norden gerichtet - auch schattiger. Deshalb hat sich bei Les Savagnières ein kleines Wintersport-Zentrum eingerichtet. Hier lernte auch Didier Cuche den Umgang mit den Brettern, die die Welt auch bedeuten können.

 

Durch die steile Schlucht Combe Grède, vielleicht der Anfang einer neuen Klus?, führt ein stotziger Bergweg. Das Gebiet zu beiden Seiten steht unter Naturschutz und bietet Raum für Exkursionen im Bereich Biologie.

 

Seit dem 16. Jahrhundert wurde die Glaubengemeinschaft der Täufer - auch Wieder-Täufer - vorallem im Kanton Bern auf recht brutale Art verfolgt und in ihrer Existenz bedrängt. Viele Familien mussten fliehen, hauptsächlich aus dem Emmental, wo sie speziell stark vertreten waren.

 

Viele zogen sich zurück auf den kargen und unzugänglichen Jurahöhen und suchten auf über 1000 müM Schutz vor ihren Häschern. Dank ihrem Fleiss und dem engen Zusammenhalt untereinander überlebten die „métayer“ entgegen allen Erwartungen. Als Halb- oder Teilpächter mussten sie die Hälfte ihrer Erträge als Pachtzins in Naturalien abliefern, sodass sie gezwungen waren, neben ihrer Landwirtschaft auch noch mit einer heimeligen Gastwirtschaft etwas dazu zu verdienen.  Auf den Höhen des Chasseral finden wir viele solcher Métairies noch heute, und laben uns an den selbst erwirtschafteten Produkten.

 

Routenprofil

Fantastische Sicht auf das Berner Seeland und die Alpenkette
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route