Blanc Fol

Saignelégier gilt als Hauptort der Franches Montagnes. Gleich „daneben“ liegt Le Noirmont und wird „bedient“ von der SchweizMobil-Route 457 mit dem Namen „Les Franches Montagnes au Doubs“.

Das Restaurant Maison Wenger visàvis des Bahnhofs geniesst auch heute noch einen ausgezeichneten Ruf, obwohl sich Monsieur Wenger schon vor einigen Jahren zurück gezogen hat.

Von der Station Le Noirmont aus durchquere ich den Ort an seiner schmalsten Stelle, sozusagen in der Taille, und steige im nahen Wal spürbar abwärts in die lang gezogene Lichtung von Les Prés Derrièrres, zu deutsch also die hinteren Wiesen.

Unterhalb des eindrücklichen Felsbandes, an dessen oberem Ende die Ruine Spiegelberg steht, treffe ich auf die vergängig erwähnte Wanderroute und folge dieser über Chez le Bolé zur Blanc Fol, hoch über dem sanft dahin fliessenden Doubs.

Nun senkt sich der Weg hinunter zum Stauwerk Le Theusseret, das dem Wasser des Flusses die Lebendigkeit genommen hat, und wo sich die Route 457 mit der Nummer 95 vereint. Ich überquere den Bach aus der Combe de la Rochette und lasse dann das Wasser und SchweizMobil hinter, bzw. unter mir, um nach den Höfen von Belfond Dessous zu hoch zu steigen. Ab hier führt ein Strässchen weiter nach oben, aber der Wanderweg zieht eine eigene Spur und erreicht dessen Spitzkehre beim Punkt 692.

Auf gut angelegter Spur erklimme ich etwas steiler als die Strasse den westlichen Hang der Grosse Côte und trete beim Wirtshaus wieder aus dem Schatten des Waldes.

Quer über die Weiden und durch lockere Baumbestände gelange ich einen guten halben Kilometer vor den Häusern Saignelegiers zum Punkt 892 auf der Zufahrt zur Kläranlage. Gleich bei der Kirche finde ich den Bahnhof für die Fahrt nach Glovelier oder La Chaux-de-Fonds.

Gut geschützt gegen unerwünschte Gäste steht die ehemalige Burg über dem schroffen Abgrund auf dem über 1000m hohen Felsband Arête des Sommêtres. Der Blick hinunter in den tiefen Canyon des Doubs und hinüber ins französische Hochplateau Maîche ist fantastisch.

Ursprünglich war die gesamte Burganlage fast 200 Meter lang, dafür aber eher schmal. Im Osten wurden anstelle eines sonst üblichen Burggrabens tiefe Einschnitte ausgehoben, die nur über Zugbrücken zu überwinden waren. Anschliessend folgte eine schmale, lange Treppe, welche aus dem Fels gehauen wurde. Erst nach einer zweiten Zugbrücke konnte der Besucher eine weitere Treppe erreichen.

Hinter dem Tor lagen Wirtschaftsgebäude und neben dem Küchenhaus ein Kräuter- und Gemüsegarten mit der Esplanade, dem Parade- und Waffenplatz. Hinter dem Wohngebäude führte nochmals eine Treppe zur eher bescheidenen Burg mit dem Bergfried. Rollstuhlgängig war der Gebäudekomplex also nicht!

Erbaut wurde die Burg im 13. Jhrd. vermutlich von Conon de Pleujouse, der auch Cuenin de Mireval (Spiegelberg) genannt wird. Wenig später kam die Liegenschaft an das Fürstbistum Basel. Nicht ganz klar ist bis heute, wie dies geschah, ob durch Kauf, Schenkung oder drgl., aber Basel besass die landesherrliche Souveränität über das gesamte Plateau der Franches Montagnes schon seit dem Jahr 999. Die Herren von Spiegelberg residierten als Landvögte hier.

Die Schweden eroberten während des Dreissigjährigen Krieges die Burg 1636. Als die Franzosen einmarschierten, blieb kaum ein Stein auf dem anderen, sodass sie aufgegeben wurde. Die Vögte residierten ab dann im nahen Saignelégier.

Im Zuge der Französischen Revolution zogen die revolutionären Bürger von Le Noirmont hinüber zur Ruine, um jede Spur der Tyrannei zu vernichten. Sie zerstörten, was noch vom Gemäuer übrig war, und überliessen die Rest den Spaziergängern, welche sich einen Spass daraus machten, Steine über die Felskante zu werfen.

Erst im 19. Jhrd. bemühte sich der damalige Pfarrer um den Schutz der Überbleibsel als historische Zeugen.