Stockalperweg

Eckdaten

Von Simplon-Passhöhe nach Simplon-Dorf

 

Marschzeit 2h

 

Strecke 8.4 km     auf 116 m       ab 641 m

 

Karte/n 1:50'000 274T / 275T

 

Anforderung:

Route

Der Simplonpass ist schon seit langer Zeit einer der bedeutendsten Alpenübergänge, spielt er doch wirtschaftlich nicht nur für die Schweiz sondern auch als kürzeste Verbindung zwischen den Hauptstädten Frankreichs und Italiens eine gewichtige Rolle. Nicht zuletzt deshalb, weil er mit 2000 Metern relativ einfach zu bezwingen war.

 

Diese hier vorgestellte Wanderung eignet sich sehr gut auch als zweite Etappe auf der gesamten Route von Brig bis nach Gondo und verlangt keine bergsteigerischen Talente.

 

Mit dem Postauto lasse ich mich auf die Passhöhe chauffieren und bestaune erst man den gewaltigen steinernen Steinadler des Künstlers Erwin Friedrich Baumann. Er entstand aus dem Ausbruchsmaterial der Festung Gondo anfangs des 20. Jahrhunderts.

 

Nach wenigen Metern zweigt der gut ausgebaute Wanderweg von der Passstrasse ab und führt zu den Gebäuden des Alten Hospiz, die etwas unterhalb der heutigen Strasse stehen. Es gibt da noch das Spittel mit schmucker Kapelle und die ehemaligen Stallungen für die Saumpferde. Heute fahren auf der verlängerten A9 Sattelschlepper mit Hunderten von Pferden unter der Motorhaube vorbei.

 

Bei der Nideralp erreiche ich die Baumgrenze, wenngleich mein Weg nicht allzu häufig durch den kühlenden Schatten führt. Zum Gasthaus im Engiloch oben an der Strasse führt leider kein Weg, aber ich bin auch erst eine Stunde unterwegs! Ab und zu treffe ich auf verstreute Häuser und bei Maschihüs auf fast so etwas wie ein winziges Dörfchen. Südlich davon überquere ich den Bach, dessen Rauschen mich bis hierher begleitet hat und auf den alten Säumerweg, der jetzt aber ebenfalls asphaltiert ist. Auf diesem erreiche ich den Weiler Egga, wo von rechts der Senggibach durch ein auffallend breites Tal herunterfliesst.  Wahrscheinlich ist es noch gar nicht so lange her, dass die Zunge des Rossbode-Gletschers bis hinab zur Strasse in der Talsohle gereicht hat.

 

 

Eine gute Viertelstunde später bin ich bereits bei meinem Ziel angelangt. Das Dorf Simplon ist schon vor Hunderten von Jahren entstanden und hat viele Heere vorüber ziehen sehen. Der gesamte Ortskern steht unter Denkmalschutz und ist ein Rundgang wert, vor allem der Friedhof mit den seltsam beschrifteten Grabsteinen.

 

Stockalper

In längst vergangenen Zeiten bewirtschaftete eine Walliser Familie die Stockalp hoch über dem Rhônetal. Einer ihrer Söhne, Kaspar Jodok besuchte das Jesuitenkollegium in Venthône bei Sierre und in Brig. Anschliessend studierte er in Freiburg im Breisgau und kehrte mit 20 Jahren nach Hause zurück, wo er als Notar, Gemeinderat und Kommissar der Pestwache gewählt wurde. Er beherrschte die Sprachen Latein,Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Griechisch.

 

Mitte des 17. Jahrhunderts knüpfte er auf verschiedenen Reisen Kontakte zu namhaften Handelshäusern in Antwerpen, Frankreich und Solothurn. Dabei entdeckte er die Wichtigkeit von guten Handelsrouten, sowie die strategische Bedeutung des Simplonpasses als kurze und schnelle Verbindung zwischen den Grossmächte des Dreissigjährigen Krieges.

 

Sozusagen als Fremdenführer begleitete er eine grosse Schar einflussreicher französischer Personen, darunter auch die Gattin des Prinzen von Savoyen, und weiteren Adeligen über den Pass und verdiente ein grosszügiges Entgelt und eine grosse Bekanntheit. Heute würde man dies als gelungene Public-Relation-Aktion bezeichnen.

 

Mit der hohen Mitgift seiner Verlobten Magdalena Zumbrunn liess er den Saumpfad  zum Fahrweg ausbauen und organisierte in der Folge den Waren- und Personenverkehr über den Simplon. Im weiteren sorgte er dafür, dass sich seine Familie mit anderen einflussreichen Walliser Familien verschwägerte, wie das ja auch bei den Adeligen gang und gäbe war. Berechnend verteilte er Ämter, was heute als Vetternwirtschaft verpönt ist. So gelangte er innert weniger Jahre zu einem Handelsimperium das vom Ärmelkanal bis an die Adria reichte. Er erwarb auch Schürfrechte für Eisen, Blei, Kupfer und in Gondo sogar Gold. Der Rückgrat seiner Macht stellte aber nach wie vor der Simplonpass, auf dem sich mit Brücken- und Wegzöllen ebenfalls gutes Geld verdienen liess.

 

Anderseits baute und unterstützte er Kirchen, Klöster und Spitäler. Für die Bildung der nächsten Generationen gründete er Schulen und Heime. Für dieses Engagement ernannte ihn der Papst Urban VII zum Ritter des Goldenen Sporn, und neben anderen Titeln erhob ihn Kaiser Ferdinand III sogar in den Adelstand.

 

Um allen Leuten des Tales und darüber hinaus nicht nur seinen Namen zu verkünden, sondern auch seinen Wohlstand und Reichtum zur Schau zu stellen, lies es sich in Brig den Stockalperpalast errichten. Dieser gilt als eines der markantesten weltlichen Barockgebäude der Schweiz. Stockalper war der festen  Überzeugung, dass das himmlische Heil eng mit dem irdischen Reichtum zusammen hangen würden.

 

Routenprofil

Geschichtsträchtiger Pass
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route