Von St-Maurice nach Fenalet
Marschzeit 3h30min
Strecke 9.7 km auf 591 m ab 369 m
Karte/n 1:50'000 272T
Anforderung:
Es gibt in Bex - oder wenigstens nicht weit davon entfernt - zwei Orte, oder besser Einrichtungen, die der Salzgewinnung dienen oder gedient haben. Da ist einmal die Mine von Le Bouillet, in der das wertvolle Salz bergmännisch an das Licht gebracht wurde. In den engen, dunklen Stollen arbeiteten die Männer unter schrecklichen Bedingungen. Jahre später wurde damit begonnen, das Salz mit Wasser aus den unterirdischen Lagern heraus zu lösen und als Lake an die Oberfläche zu pumpen.
Mein Wandervorschlag startet in St-Maurice und führt mich zuerst zum wunderschön erhaltenen Schloss, einen knappen Kilometer nördlich des Bahnhofs. Gleich daneben liegt auch die bekannte Grotte. Sie ist sehr gross und im Inneren gut erschlossen - ein Besuch lohnt sich!
Jenseits der Rhône zieht sich der Weg durch die mit Hügeln besetzte Talsohle, es geht mal aufwärts, dann wieder abwärts, mal durch die Reben, mal durch den Wald. Wohl eine Hinterlassenschaft des Rhônegletschers?
Von Weitem sehe ich das ausgedehnte Siedlungsgebiet von Bex und tauche ein ins Häusermeer bei L‘Allex. Nach etlichen Winkeln stehe ich vor den Bahngeleisen der TPC (Transports Public de Chablais). Mit dem nächsten Zug fahre ich mit, um mir den Weg den Schienen entlang zu ersparen. Bis Le Bévieux sind es nur wenige Stationen und zu den Salinen nur wenige Meter (unbedingt anmelden).
Abschliessend nehme ich den Weg nach La Forêt, einem typischen Weinbaudorf mit den typischen Häusern. Durch den Rebberg um den Hügel herum gelange ich an die Gryonne, die in völlig unnatürlichem Lauf der Rhône zufliesst. So stosse ich auf die ehemalige Mine, die man ebenfalls besichtigen kann, wenn man noch möchte. Es gibt hier aber auch eine Gaststätte. Die Pause tut gut vor dem letzten Wegstück hinauf nach Fenalet. Der Blick hinaus in die weite Rhônebene und hinauf zu den schneebedeckten Gipfeln der Französischen Alpen lohnt jedoch die Anstrengung. Und im Postauto und dann im Zug bleibt noch Zeit genug, die Beine zu strecken.
Anfangs des 18. Jahrhundert begann der wirtschaftliche Aufschwung von Aigle durch die Ausbeutung der Salzvorkommen im Tobel der Grande Eau, welche ihr Wasser von Les Diablerets herunter führt. Es wurden Leitungen gebaut, um das in einer Sole gelöste Salz nach Aigle wieder heraus zu kristallisieren. Im Jahr 1798 wurden diese Anlagen aufgegeben und die Saline nach Bex verlegt, weil die Salzvorkommen dort leichter zugänglich waren.
Im Erdzeitalter Mesozoikum, also vor etwa 250Mio Jahren lag dort, wo heute die Rhône fliesst ein riesiges Flachmeer. Die Gipfel der Alpen zu beiden Seiten des heutigen Tales gab es noch nicht! Durch das warme Klima verdunstete sehr viel Meerwasser, und das darin gelöste Salz blieb zurück. Andere Ablagerungen, wie der durch die Zuflüsse eingebrachte Schlamm überdeckten diese Salzlager, und der gewaltige Druck durch die Auffaltung der Alpen presste dieses Salz zu richtigem, hartem Gestein.
Nachdem diese Vorkommen bereits 1680 entdeckt wurden, begann man das „Weisse Gold“ bergmännisch, also mit Pickel und Hacke trocken, abzubauen. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird das Salz nass gewonnen. Dabei wird Wasser in die Lagerstätten gepumpt, welches das Salz auflöst. Die so gewonnene Sole wird dann ausserhalb der tiefen Stollen eingedampft, um das Salz zu kristallisieren. Dieses muss in der Folge noch gereinigt und aufbereitet werden, bevor es in den Handel gelangen kann.
Jährlich gibt das rund 50 km lange Stollensystem mit unzähligen Gängen und Schächten etwa 10‘000 Tonnen Salz her, die hauptsächlich im Kanton Waadt verkauft und verwendet wird. Ein grosser Teil der Salzlake geht an die Firma Novartis. Unser Salz stammt aus den Salinen bei Rheinfelden.
Ein Teil des Bergwerks beherbergt eine Besucherzone, die man etwas abseits des offiziellen Zugangs bei Le Bévieux betreten kann. Ein Stollenbähnchen führt die Besucher tief in den Berg, wo man über die Geologie, die Entstehung des Salzes und die verschiedenen Abbautechniken von früher und heute unterrichtet wird.