Tschärmilonga

Eckdaten

Von der Rinderhütte nach Albinen

 

Marschzeit 2h30min

 

Strecke 6.8 km     auf 94 m       ab 1096 m

 

Karte/n 1:50'000 274T

 

Anforderung:

Route

Es gab eine Zeit, da konnte man nicht einfach so per Seilbahn oder mit dem Postauto in jedes abgelegene Dorf fahren. Albinen war lange Zeit nur über einen Leiternweg von Leukerbad her erreichbar. Deshalb heisst auch die Talstation der Torrentalp-Bahn Albinenleitern. Sie liegt gleich oberhalb des noch heute bestehenden Weges über die steile Fluh bei Flaschen.

 

Mit dieser Seilbahn fahre ich in zwei Etappen bis ganz nach oben zur Rinderhütte und erhasche ganz kurz einen Blick aus sicherer Höhe auf das schier unüberwindbare Hindernis. Ich hätte auch die Bahn von Leukerbad hierher nehmen können.

 

In weitem Bogen gehe ich dann um die Bergstation herum und wähle dann bei der ersten Verzweigung den gelb markierten Weg nach rechts. Er führt der nördlichen Flanke des Praabergga entlang hinüber zum Punkt 2139 über der Mittelstation und dem Dörfchen Torrentalp. Wer schon jetzt nicht mehr mag oder kann, zweigt hier ab und erreicht so die Seilbahn.

 

Ich will jedoch noch mehr und schwenke um die Hügelzunge herum in die Mulde von Tschärmilonga. Wieder zweigt ein Bergweg ab, den ich buchstäblich links liegen lasse, und stattdessen hinunter steige zum Bach, der diesen Trichter mitverursacht hat. Etwa 100 Meter tiefer überquere den Wasserlauf des Lirschigrabens und gelange fast geradewegs ins schmucke Tschermilonga, das Dorf ohne Strasse - dafür vor fantastischer Kulisse. Eine Rast lohnt sich.

 

Gut beschildert geht’s weiter, und zwar abwärts. Meine Wanderstöcke sind mir hier eine willkommene Hilfe. Die weiten Kehren des Fahrwegs kürze ich ab, komme aber ohne Schwenker auch nicht aus, zu stotzig wäre die gerade Falllinie. Ein paar Hütten stehen scheinbar verloren auf dem Rücken zwischen zwei Grabu. Sie gehören wohl zu den Alpweiden von Buljes. Von weiter unten grüsst bereits mein Tagesziel Albinen mit dem typischen Neubaugürtel um den alten Dorfkern.

Albinenleitern

Vermutlich ab dem 17. Jahrhundert wurde der beschwerliche Weg von Albinen nach Leukerbad durch ein eine Route mitten durch den felsigen Abbruch bei Flaschen durch den Einsatz einiger Leitern abgekürzt. Die Passage besteht zwar noch heute und wird als ganz besondere Touristenattraktion gepflegt und sorgfältig unterhalten. Aber lebenswichtig für die Bewohner des zwar fantastisch, aber total abgelegenen Dorfes Albinen ist diese Route nicht mehr.

 

Während früher die Menschen diesen Weg nahmen, um zum nahen und doch so fernen Markt zu gehen und Einkäufe zu tätigen, besteht heute eine Strasse, welche die Schlüsselstelle in einem Tunnel unterfährt. Über diese gelangen heute auch Touristen im Sommer und im Winter nach Albinen, das inzwischen eine sehr gut funktionierende Infrastruktur anbieten kann. Es gibt Restaurants hinauf bis zur Rinderhütte, aber eine Seilbahn fährt noch weiter Richtung Torrenthorn. Sinnigerweise heisst die letzte Station Schwalbennest.

 

Gleich hinter den Parkplätzen der Schwebebahn LLAT zweigt der Weg zu den heute 8 Leitern ab - allerdings  sollte man schwindelfrei sein, speziell für den Abstieg! Die eingesetzten Leitern sind sehr gut befestigt, und am schmalen Weg dazwischen verhelfen Stahlseile zu einem Gefühl der Sicherheit.

 

Wer sich die Leitern nur in aufsteigender Richtung zutraut, geht von Flaschen zuerst auf dem Wanderweg durch den Wald hinab zur Strasse und marschiert dann durch den Tunnel. Dort beginnt anschliessend das Abenteuer zurück Richtung Sonnenterrasse.

 

Stellen Sie sich während Ihres Aufstiegs vor, mit einer Krätze (Weidenkorb) voller Gemüse und Eier, vielleicht sogar noch mit einem Huhn, auf dem Rücken diese mühevolle Kletterarbeit verrichten zu müssen, dann dürfte Ihnen schnell klar werden, unter welchen Umständen die Menschen hier gelebt haben dürften. Damals war Selbstversorgung unumgänglich.

 

Davon zeugen auch heute noch die im typischen Walliser Stil erbauten Häuser des Dorfes, die - um den raren Boden frei zu halten - sehr eng zusammenstehen. Die Kirche musste nach einem Erdbeben neu gebaut werden. Erst in den Sechzigerjahren des 20. Jhrd.  wurde die Strasse eröffnet.

 

Routenprofil

Auf historischen Pfaden, auch ohne Leitern
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route