Monte Bisbino

Eckdaten

Von Bruzetta nach Vacallo (Chiasso)

 

Marschzeit 4h

 

Strecke 10.1 km     auf 777 m       ab 1022 m

 

Karte/n 1:50'000 286T

 

Anforderung:

Route

Wirklich beinahe zuunterst auf der Schweizerkarte, also im untersten Süden nicht weit von der Landesgrenze, liegt ein Dörfchen im Tal der Breggia. Ich nehme an, dass Sie diesen Namen noch nie gehört haben, geschweige denn schon einmal in Bruzella gewesen sind. Oder irre ich mich? Falls Sie jedoch schon mal auf dem Monte Generoso verweilten, dürften Sie wenigstens das Nachbardorf Muggio entdeckt - aber wieder vergessen haben.

 

Ich liebe solche Gegenden, und man braucht nicht in die Takla-Makan zu reisen, um in wahrhaft abgelegene Gebiete zu kommen. Bruzella zählte 2008 noch 180 Einwohner und liegt etwa 4 Kilometer nördlich des Grenzüberganges von Chiasso. Hierher fährt mich das Postauto (wer denn sonst?) in einer halben Stunde von Chiasso und steigt etwas über 300 Meter hinan.

 

Aber nun geht’s zu Fuss weiter und noch viel weiter aufwärts. Der grösste Teil des Weges liegt jedoch im Wald an der Westflanke des Bisbino, und das hilft. Anfänglich weist mir ein Fernsehturm den Weg, und dann folge ich den bekannten Bergwegweisern. Die Aussicht muss noch warten, aber ich konzentriere mich sowieso auf den schmalen Pfad. Nach ungefähr zwei Stunden trete ich auf eine ausgedehnte Lichtung hinaus und sehe den Gipfel des Monte Bisbino mit dem mächtigen Gotteshaus vor mir. Es steht jedoch auf italienischem Boden, aber es gibt keine Probleme mit der Grenzwacht.

 

Genau denselben Weg werde ich beim Abstieg wieder passieren, schwenke aber hier nach Süden. Bei der Gabelung entscheide ich mich für den oberen Weg, der mehr oder weniger parallel zur Landesgrenze auf der Krete verläuft. Nach einem Schwenker steige ich ab nach Sagno, das auch vom Bus bedient würde, falls die Kniescheiben wackeln.

 

Unterhalb der Kirche zweigt der Wanderweg von der Strasse ab und senkt sich in spitzen Kehren hinunter zu den Häusern von Vacallo. Die zahlreichen Rebhänge lassen erahnen, dass hier nicht nur Wasser getrunken wird, und das hiesige Gewächs hat durchaus eine Degustation verdient!

Pferde vom Bisbino

Im Jahre 2003 starb der der eigensinnige Bauer Roberto della Torre in seiner abgelegenen Alphütte am Monte Bisbino, in die er sich nach dem Tode seiner Frau mit den Pferden zurück gezogen hatte. Die Tiere waren sich ein sehr freies Leben gewohnt, Futter gab er ihnen Futter, und im Sommer sorgten sie für sich selber. Wenn sie einmal zu weit ins Dorf hinab stiegen, folgte er ihnen und holte sie auf den Berg zurück. Nach seinem Tode teilten sie die Alpfläche in mehrere Reviere auf, und die Hengste verteidigten die neuen Grenzen gegen Eindringlinge.

 

Den Nachbern, welche auf den Weiden am Monte Bisbino und dem nahen Monte Generoso ihre Kühe und Schafe hielten, empfanden die Pferde als Konkurrenz und versuchten sie mit Lärm und Mistgabeln zu vergrämen. Immerhin fressen 20 Haflinger täglich über eine Tonne Gras. Sogar der Pfarrer mokierte sich, die Pferde kämen eher zur Kirche als er selber. Nach wenigen Jahren starb della Torre und hinterliess dem Knecht die Tiere. Dieser jedoch liess sie frei und machte sich aus dem Straub.

 

Irgendwann kam die Geschichte den Tierschützern hüben und drüben zu Ohren. Italienische und schweizerische Gruppen schlossen sich zusammen, um die verwilderten Pferde zu retten. Die Associazione Cavalli del Bisbino versorgte die Tiere vor allem in den Wintermonaten.

 

 Anfangs 2010 setzten sich alle Beteiligten inklusive die Erbinnen von Roberte della Torre an einen Tisch und fanden eine allgemein befriedigenden Lösung. Die Tiere gingen in den Besitz des Vereins, und die Erbinnen zahlten sogar für deren Abtretung. Für den Winter wurde eine geeignete Unterkunft gesucht und einem Tierarzt die medizinische Versorgung übertragen. Während des Sommers dürfen sie fortan in den Bergen des Generosomassivs ihre Freiheit geniessen und die Wanderer erfreuen.

 

Natürlich funktioniert dies nur mit regelmässiger Kontrolle der Pferde und verschiedener medizinischer Präventionsmassnahmen, wie das periodische Entwurmen und der Hufpflege. Die jährlichen Kosten von etwa 60’000 Franken bestreitet der Verein aus Spenden.

 

Die Leitstute der Herde, La Bionda, kennt inzwischen die Präsidentin des Vereins so gut, dass sie ohne Scheu auf sie zukommt, wenn sie ihr die heiss geliebten Birnen bringt.   www.cavallidelbissbino.ch

 

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