Paradies

Eckdaten

Von St. Katharinental (Diessenhofen) nach Schaffhausen

 

Marschzeit 2h30min

 

Strecke 10.1 km     auf 84 m       ab 109 m

 

Karte/n 1:50'000 206T oder 1:33'333 Nr. 3329

 

Anforderung:

Route

Die Idylle am Hochrhein war schon seit Jahrhunderten ein Magnet für Menschen, auch von solchen, die hier ihre Ruhe suchten - und wahrscheinlich auch fanden. Wohl deswegen stehen etliche ehemalige Klöster an seinem  Ufer zu beiden Seiten.

 

Die heutige Wanderung startet bei der Bahnhaltestelle St. Katharinental, von wo ich ohne Umschweife zum gleichnamigen Kloster marschiere. Es beherbergt heute eine Reha-Klinik und am Ufer eine lauschige Cafeteria.

 

Nun folge ich dem markierten Wanderweg Richtung Westen, also rheinabwärts. Das Ufer ist seit Kurzem auch auf der Schweizerseite durch künstliche Kiesbänke geschützt, die Betonelemente wurden entfernt. An einigen Stellen verabschiedet sich der Weg vom Wasser, weil die Böschung zu steil ist oder ein Sumpf schwer passierbar wäre.

 

Unterwegs entdecke ich kleine Täfelchen, welche auf den historischen Lehrpfad hinweisen. Hier kämpften 1799 Franzosen gegen Russen während des 2. Koalitionskrieges mit Tausenden Soldaten. Ein Bunker aus dem 2. Weltkrieg dient etwas weiter unten als kleines Museum. 

 

Die Schaarenwiese dient vielen Wasser- und Naturfreunden als Zeitvertreib. Das flache Ufer erleichtert das Baden auch mit Kindern, und das Schutzgebiet im Schilf ist Lebensgrundlage unzähliger Wasservögel.

 

Im eher bescheidenen Kloster Paradies ist eine weltweit bedeutende Eisenbibliothek der Firma +GF+ untergebracht. Im schönen Fachwerkhaus geniesse ich ein auserlesenes Mittagessen unmittelbar am Wasser. Anschliessend setze ich mit der Motorfähe auf die deutsche Seite über.

 

Der Wanderweg ist auch im Ausland Teil der SchweizMobil-Route 60, also der Via Rhenana und führt mich nach einem kurzen Asphaltabschnitt auf gepflegtem Kiesweg zur Schifflände Schaffhausen. Das Kursschiff muss wegen der starken Strömung wenden, um von unter her am Steg anzulegen. Dies passiert genau gleich auch in Diessenhofen.

Kloster Paradies

Im Jahre 1212 gründete Chiara von Assisi den Orden der Klarissen als Teil der Franziskaner. Franziskus, den sie im Dom von Assisi hat predigen hören, stand ihr sozusagen als Mentor zur Seite, als sie sich der radikalen Armut verschrieb. Er stellte ihr, ihrer Schwester und nahen Verwandten und Freundinnen die Kapelle von San Damiano als Bleibe zur Verfügung. Hier verfasste sie auch ihre eigene Ordensregel, die von Papst Innozenz IV. ohne Abstriche genehmigt wurde.

 

Nach verschiedenen Querelen über eine Schenkung des Grafen Hartmann von Kyburg erhielten die Nonnen ein beträchtliches Vermögen und das Kloster Paradies. Ab 1324 gehörte dieses der Schirmvogtei Schaffhausen, ging später jedoch weiter an die Truchsessen von Diessenhofen.

 

Nach weiteren Wirren um Besitzansprüche und um die Reformation erfuhr das Paradies eine Neugründung im Jahre 1578. Leider ereilte es, kaum waren die ärgsten Krisen überstanden, ein weiterer Schicksalsschlag. 1587 brannten alle Gebäude ausser dem Torbogen nieder. Ganze 20 Jahre dauerte der Wiederaufbau.

 

Mit den Koalitionskriegen, welche weite Gebiete des Landes überzogen, geriet auch das Kloster Paradies in den Strudel der Ereignisse. 1799 richtete Erzherzog Karl von Österreich-Teschen hier sein Hauptquartier ein, hinterliess jedoch keine nennenswerte Schäden an der Anlage. Aber der Ruf der Institution war mehr als angekratzt. Daran änderte auch die Restauration von 1815 wenig. Die Zahl der Nonnen nahm stetig ab und die Verschuldung stieg an.

 

Als auch er Versuch, dem Kloster einen gemeinnützigen Auftrag zu erteilen, um als Schule oder Krankenhaus zu dienen, misslang, hob der Kanton Thurgau, welcher in der Zwischenzeit als Besitzer galt, das Kloster auf, und das gesamte Gut wurde anlässlich einer Versteigerung an den Diessenhofer Unternehmer Melchior Wegelin verkauft.

 

Um die im 1. Weltkrieg erfahrene Lebensmittelknappheit für ihre Mitarbeiter in der Zukunft zu vermeiden, erwarb die Georg Fischer AG im Jahre 1918 das Klostergut samt Umschwung. 1952 unterzog +GF+ zu ihrem 150-jährigen Jubiläum die Klosteranlage einer umfassenden Renovation und richtete die bekannte Eisenbibliothek ein.

 

Routenprofil

Mörderbuck und Paradies sind nicht zufällig da
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Das Wetter auf der Route