Oberbüelchnubel

Eckdaten

Vom Wynigen nach Kleindietwil

 

Marschzeit 4h30min

 

Strecke 16.3 km     auf 682 m       ab 651 m

 

Karte/n 1:50'000 225T

 

Anforderung:

Route

Die Region, in der diese Wanderung verläuft, zählt zum Oberaargau, wenn man die Grenzen etwas grosszügig zieht. Allerdings hat der Kanton Aargau hier nichts zu befehlen oder anzuordnen. Der Oberaargau untersteht der Hoheit des Kantons Bern. Das tut der äusserst vielfältigen Landschaft jedoch keinerlei Abbruch, auch wenn an meinem Weg kaum spektakuläre Stellen zu erwarten sind: kein donnernder Wasserfall, keine überhängenden Felsen und auch kein erkalteter Lavastrom. Gerade diese Schlichtheit macht für mich den Reiz dieser Landschaft aus.

 

Ich steige also in Wynigen aus der Eisenbahn und wende mich der Kirche zu, die optisch das Dorfzentrum beherrscht. Von da folge ich für wenige Meter dem Chappelebach, wende mich aber bald dem Riederewald zu. Dessen Rand entlang, mal in einem Links-, dann in einem Rechtsbogen gelange ich zur Häusergruppe Ackerli. Ab hier beschreibt der Weg wilde Haken und Schnörkel hinauf zum Oberbüelchnubel. Diese nicht zu übersehende Anhöhe lässt mich den Blick schweifen über die vielen anderen Anhöhen und Gräben.

 

In Ferrenberg treffe ich auf die äusserst gemütlich eingerichtete Speise-Wirtschaft „Zum Wilden Mann“. Ich konnte es nicht verkneifen, hier einzukehren und mich wohl zu fühlen. Gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg und erreiche den Pt 807, wo ich scharf nach links schwenke. Bei Kleinweidli verlasse ich den offiziellen Wanderweg und ziehe dem Waldrand entlang und dann auf dem Strässchen über die Scheuerzelg nach Bleuen. Dort überquere ich die Strasse von Langenthal nach Sumiswald und erklimme den lang gezogenen Rücken jenseits des Öschebachs. Auf seiner Krete setze ich den Weg fort nach Norden auf einem wundervollen und schattigen Weg: Kein Haus, keine Hütte und kein Mensch, bis kurz vor Ursenbach. Bereits bei der Kirche wende ich mich nach rechts, um über den Hohmattberg hinüber ins Tal der Langete zu gelangen.

 

Vor mir taucht bald einmal Kleindietwil auf, ein Dorf mit zahlreichen Aussenhöfen, wie Mühle, Scheine, Hunzen oder Weinstegen. An einem Hochkamin vorbei finde ich jenseits der Hauptstrasse die Haltestelle der Eisenbahn.

 

Der Ritter von Grimmenstein

Vor langer, langer Zeit lebte im unteren Emmental bei Wynigen in seiner Burg auf dem Grimmenstein der letzte Ritter, ein leidenschaftlicher Jäger. Selbst an heiligen Festtagen konnte er das Schiessen nicht lassen.

 

Als er sich wieder einmal zur Jagd parat machte, bat ihn seine Gemahlin inständig, da zu bleiben: „Siehst du denn nicht, wie der Sturm tobt und wütet? Ich denke, die Geister des Waldes wollen dir Unheil zufügen!“ Der Ritter lächelte mitleidig, da fuhr sie fort „Ich träumte vergangene Nacht, wie du einen prächtigen Hirsch mit drei Jungen geschossen hast, aber da waren es plötzlich unsere drei Söhne und ich“. Der Mann hörte nicht auf sie und ritt mit seinen jubelnden Knappen und kläffenden Hunden von dannen.

 

Gegen Nachmittag erreichte die Jagd eine saftig grüne Waldwiese mit einem kleinen Bächlein. Eine prächtige Hirschkuh mit drei Jungen äste hier. Die Hunde stürmten sofort herzu, aber die Hirsche blieben stehen, von ihrer Mutter beschützt. Nach wenigen Augenblicken sanken die Jungen, von wohlgezielten Pfeilen getroffen, blutend ins Gras. Die Kuh erleidete wenig später dasselbe Schicksal durch den Pfeil des hartherzigen Ritters.

 

Da stieg der Berg- und Waldgeist völlig unerwartet aus der Erde und höhnte lachend: „Nur zu, die Hirschlein sind schon gerächt!“ Mit diesen Worten verschwand der Geist zusammen mit der Hirschkuh und den jungen.

 

Der Herr von Grimmenstein fand als erster wieder Worte nach längerem Schweigen. Sie ritten gemeinsam zur Burg zurück, wo der Ritter eilends die Gemächer aufsuchte. Zaghaft trat er ein und fand seine Gattin an der Seite ihrer Söhne, alle von seinen eigenen Pfeilen durchbohrt. In stummem Schmerz küsste er alle vier und stiess sich dann verzweifelt das Schwert in die Brust.

 

Heute liegt die Burg zerfallen darnieder, bricht jedoch Krieg oder Pest übers Land herein, steigt der Ritter aus seinem Grabe und jagt mit den Knappen mit lautem Geheul und bellenden Hunden durch die Luft.

 

aus Sagenhaftes Emmental von Fritz von Gunten

 

Routenprofil

Die Aussicht vom Chnubel reicht bis zum Bielersee
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route