Von La Lécherette zum Col des Mosses
Marschzeit 2h
Strecke 6.5 km auf 349 m ab 296 m
Karte/n 1:50'000 262T
Anforderung:
Die vielen Installationen auf der sumpfigen Hochfläche des Col des Mosses (Pass der Moose) lässt auf einen regen Betrieb während er Winterzeit schliessen. Skilifte führen in allen Richtungen auf die umliegenden Höhen und riesige Parkplätze säumen die Strasse.
Natürlich eignet sich das Gebiet auch für Sommeraktivitäten. Ich verlasse das Postauto in La Lécherette, wo die Strasse zum Stausee Hongrin abzweigt. Etwas südlich der Haltestelle verlässt mein Weg die Hauptstrasse und durchquert eine Ferienhaussiedlung, bevor er deutlich ansteigend die östliche Talflanke erklimmt.
Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde treffe ich auf ein Strässchen, dem ich nun folge, um das kleine Moor zwischen der Corne des Brenlaires und dem langezogenen Rücken von La Rite zu erreichen. Es wird von einem munteren Bächlein entwässert, das beim Hof Pra Cornet meinen Weg kreuzt und auch so heisst.
Vor mir türmt sich die Tête de Lévanchy auf, ein stattlicher Gupf, der zum noch stattlicheren Le Tarent mit 2547müM gehört. Zu dieser Gruppe zählt auch die Mönchskappe (Cape au Moine), der Châtillon und der Pic Chaussy. Schön eingebettet zu deren Füssen liegt der stille Lac Lioson.
Für knappe 10 Minuten folge ich dem Bächlein und biege dann auf die stotzige Zickzack-Abkürzung hinunter und begegne dort wieder auf das Alpsträsschen. Richtung Süden folge ich diesem bis zur nächsten Verzweigung. Statt zum Le Carro aufzusteigen, schwenke ich nach rechts und ziehe dem Waldrand entlang.
Bei den ersten Häusern erkenne ich etwas weiter unten die stark befahrene Passstrasse und den nur mässig besetzten Parkplatz, wo die Haltestelle für den Bus zu finden sein müsste. Sie liegt bei der Zufahrt zum Campingplatz auf der „Insel“ im Sumpf, aber ich habe noch genügend Zeit, mich vor der Heimfahrt in einem der Restaurants zu verpflegen.
Hoch über dem Genfersee , dort wo der Col des Mosses hinüber ins Geyerzer Freiburgerland führt, liegen viele Alpen, auf denen die Waadtländer Bauern ihr Vieh noch heute sömmern.
Vor vielen Jahren wuchsen die Kühe dort oben dank der äusserst gesunden Kräuter zu ungewohnter Grösse heran. Diese Riesentiere gaben auch so viel Milch, dass alle Gefässe, welche die Hirten auftreiben konnten, nicht reichten, all das „Weisse Gold“ aufzunehmen. Also kamen sie auf die Idee, auf der Wiese grosse Mulden zu graben, in welche sie dann die Milch hinein giessen konnten. Mit kleinen Booten fuhren sie auf diesem See aus, um den Rahm abzuschöpfen.
Eines Tages aber war ein junger, schön gewachsener Alphirt mit dieser Arbeit beschäftigt. Plötzlich blies von den nahen Berggipfeln ein kräftiger Windstoss herab, und warf den leichten Nachen um. Der Jüngling fiel in die schäumende Milch, aber da er des Schwimmens nicht kundig war, ertrank er kläglich in der undurchsichtigen Flüssigkeit.
Alle jungen Menschen aus der gesamten Umgebung, Mädchen wie Knaben, taten sich sofort zusammen, um zu trauern und den Leichnam des Ertrunkenen zu suchen. Mit langen Stecken stocherten sie zwei Tage lang in der Milch herum, und nachts fuhren sie sogar noch mit Laternen hinaus. Aber sie fanden ihn nicht.
Erst als sie den abgeschöpften Rahm buttern wollten, entdeckten sie den leblosen Körper im aufschäumenden und aufschwellenden Rahm des grossen Butterfasses, das so hoch war wie ein Turm.
Sie hoben ihn heraus und wuschen ihn sorgfältig, wie es sich für ein anständiges Begräbnis gehört und trugen ihn zu einer nahen Höhle. Im weichen, feinen Sand an deren Boden, schaufelten sie eine Grube aus und legten ihren Kameraden hinein. Während der bescheidenen Zeremonie wurden sie immer wieder von wilden Bienen gestochen, die in dieser Höhle ihre Honigscheiben untergebracht hatten. Diese waren so gross wie Scheunentore und trieften nur so von bestem Honig. Aber mit dem überschwänglichen Milchertrag auf der Alp war es von diesem Tage an für immer vorbei.