Poëta Raisse

Eckdaten

Von Môtier nach Fleurier

 

Marschzeit 4h30min

 

Strecke 14.3 km     auf 758 m       ab 751 m

 

Karte/n: 1:50'000 241T

 

Achtung: Der Weg von Môtiers hinauf durch die Schlucht ist zur Zeit gesperrt. 

 

Anforderung:

Route

Der Name lässt sich übersetzen mit „schlechte Säge“, so würde das Holz aussehen, wenn es mit einer solchen zersägt worden wäre. Dieses mystische Kleinod steckt noch heute voller Geheimnisse und Rätsel. Allerdings stammt der Name aus der Zeit, als es noch keinen genial ausgebauten Weg mit Steintreppen und Halteseilen mitten durch die Felsen gab.

 

Die Wanderung beginnt am Bahnhof von Môtiers. Die eigentliche Hauptstrasse verläuft interessanterweise quer zur Hauptverkehrsachse. Sie ist für die locker gestreuten Häuser viel zu breit, dient aber jedes Jahr im Herbst als Galerie für junge und unbekannte Künstler, die hier ihre Skulpturen ausstellen können. Ein Haus in der zweiten Reihe beherbergt ein Museum über das Leben von Jean-Jacques Rousseau, der hier bei einem Freund gewohnt hat. Ausserdem steht neben der stattlichen Kirche die Mauler Champagner-Kellerei und schräg gegenüber das Absinth-Museum.

 

Auf der erwähnten breiten Gasse erreiche ich den Waldrand und halte mich an den Bachlauf aufwärts. Ab und zu wechsle ich über solide Brücken die Seite bis zu einem Blockhaus mit gepflegter Grillstelle. Hier beginnt die eigentliche Schlucht mit dem magischen Etwas. Wer genau hinschaut, erkennt in den Felsmustern Gesichter von Druden und Trollen, die wahrscheinlich mit der Grünen Fee in diesem Tal verbandelt sind.

 

Beim oberen Ende der Gorge schwenke ich nach rechts und erklimme langsam die Krete dieser Jurafalte. Kurz nach der Ferme Les Cernets-Dessus zweigt mein Weg scharf nach rechts ab und zieht über die Weiden hinab zum Hof Les Preisettes, wo es wunderbaren Wein gibt und schmackhafte Saucissons oder Fumés angeboten werden. Quer über die Wiesen geht's weiter abwärts und durch den Wald über ein Fahrsträsschen nach Fleurier.

 

Das stattliche Dorf gehört mit vielen anderen kleineren zur Gemeinde Travers, die das ganze Tal umfasst. Fleurier verdankt seine Grösse der frühen Industrialisierung auf verschiedensten Gebieten. Diese Diversität verschonte den Ort vor grösseren Abwanderungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. 

 

Absinth

Das abgelegene Tal hinter der hohen Jurakette bei Neuchâtel an der Strasse nach dem nahen Pontarlier in Frankreich hat bei uns einen eher etwas zweifelhaften Ruf. Dieser geht zurück auf den berühmt-berüchtigten Absinth, einem Schnaps aus Anis, Fenchel und dem Kleinen Wermut (lat. Artemisia absintum). Wegen seiner grünlichen Farbe, erhielt er auch den Namen "Grüne Fee".

 

Dass Menschen schon immer mit unterschiedlichsten Drogen ihr Bewusstsein zu erweitern suchten, ist nicht neu. Der Absinth spielte bei diesen Bemühungen allerdings eine besondere Rolle wegen des Thujons, das hauptsächlich im Wermut enthalten ist. Unzählige Dichter, Maler, Bildhauer und andere Künstler, wie Baudelaire, Gauguin, van Gogh, Hemingway, Poe, Rimbaud, Toulouse-Lautrec lebten zumindest teilweise in den Dörfern Travers, Couvet, Môtiers, Boveresse oder Fleurier im Tal und zählten im 19. und frühen 20. Jhrd. zu den berühmtesten Anhängern des Absinth. Sie waren überzeugt, unter dessen Wirkung zu ganz besonderen Leistungen fähig zu sein.

 

Nicht zuletzt wegen des exzessiven Konsums kam der Verdacht auf, das Thujon sein schuld an der zunehmenden Abhängigkeit und deren schweren gesundheitlichen Schäden. Offenbar wurde das Bewusstsein der Trinker nicht nur erweitert, sondern auch erheblich verändert. Zudem glaubte man, dass der Absinth durch die Zugabe weiterer Ingredienzen, wie Mutterkorn, einem Pilz, welcher häufig das Getreide befällt, auch gegen ungewollte Schwangerschaft oder gar zum Abtreiben eingenommen werden könnte.

 

So folgte 1908 ein fast europaweites Verbot, was allerdings die eingeschworene Gemeinde der Liebhaber und der Süchtigen nicht davon abhielt, im Geheimen weiterhin Absinth zu destillieren und zu trinken. In versteckten Brunnensockeln in den Wäldern rund um das Tal, wurden Flaschen mit Absinth deponiert, der dann im mitgebrachten Becher genossen werden konnte. Selbstverständlich mussten diese Standorte immer wieder gewechselt werden und waren nur Eingeweihten bekannt.

 

Moderne Studien haben den ungeheuren Verdacht gegen das Thujon nicht erhärten können. Die fatalen Wirkungen mussten eher dem hohen Alkoholgehalt zugeschrieben werden. Er beträgt noch heute bis zu 78 Vol.%. Trotzdem ist das Brennen von Absinth wieder legal, was dem Mysterium der Grünen Fee allerdings ein bisschen geschadet hat. Aber kaum jemand wird den Schnaps mit so viel Alkohol unverdünnt trinken.

 

Routenprofil

Mystische, kleine Schlucht im Tal der Grünen Fee
Enthält alle obigen Informationen
JW03 Download gesp.pdf
Adobe Acrobat Dokument 641.2 KB

Das Wetter auf der Route