Le Pâquier

Das Val de Ruz zieht sich von der Gorge du Seyon bei Neuchâtel auf der „Rückseite“ des Chaumont in nordöstlicher Richtung bis Villiers, wo der Seyon entspringt.

Hier starte ich zu meiner Wanderung bei der Bushaltestelle mitten im Dorf mit seinen typischen Häusern. Der Weg führt deutlich spürbar aufwärts an der nach Norden gerichteten Hügelflanke. Dabei entferne ich mich vertikal immer mehr von der Strasse, welche auf den engen Einschnitt bei Chenau zielt.

Etwa eine halbe Stunde später und 140 Meter höher treffe ich auf ein Wegkreuz beim stattlichen Hof Clémesin und schwenke nach links. Dabei begleite die Strasse in respektvollem Abstand bis ins bescheidene Schneesportgebiet von Le Pâquier. Hier ist der Skirennfahrer Didier Cuche zur Welt gekommen und aufgewachsen. Zwei Schlepplifte starten beim grossen Parkplatz am oberen Ende der Klus, und der längere schafft es durch den Wald bis knapp unter die Krete des Chasseral.

Das Dörfchen mit ungefähr 200 Einwohnern ist rasch durchquert. Auf dem Weg hinauf gegen die Höhe des Chargeoir blicke ich ein paar Mal zurück in die fast rundum durch Hügelrücken abgeschlossene Mulde - eine kleine Welt für sich.

Kurz nachdem ich den höchsten Punkt der Route passiert habe, trete ich aus dem Wald in eine schmale, aber recht lange Lichtung. Zwischen den zwei Gipfeln des Rückens überquert mein Weg die Kuppe und senkt sich danach recht stotzig durch ein schmales Felsband hinunter zum Strässchen, das die sehr weit auseinander stehenden Höfe verbindet. 

Vor mir erhebt sich die nächste Jurafalte. Auf deren Krete zieht sich die Kantonsgrenze zwischen Neuchâtel und Bern. Ich erspare mich aber einen weiteren Aufstieg und folge dem Strässchen nach Les Bugnenets. Hier treffe ich auf das Skigebiet von Les Savagnières mit den unvermeidlichen Parkplätzen. Aber auch mit einem Restaurant und einer Bushaltestelle, was mir beides sehr gelegen kommt.

Bis ins Jahr 2013 war Le Pâquier eine selbständige politische Gemeinde im oberen Val-de-Ruz. Seither sind fast alle Gemeinden des Tales vereint.

Das Dorf La Pâquier liegt auf knapp 900müM in einer Talmulde zwischen der Klus von Chenau, durch die sich das Flüsschen Ruz de Chasseran zwängt, und der Enge Combe Biosse, durch die man über den Col du Chasseral zum gleichnamigen Berg gelangt.

Le Pâquier zählt etwa 200 Einwohner, die meist französisch sprechen und Landwirtschaft betreiben. Wie es bei den herrschenden topografischen Verhältnissen nicht anders zu erwarten ist, stehen Viehzucht und Milchwirtschaft im Vordergrund. Allerdings gibt es auch einige wenige Arbeitsplätze in lokalen Kleingewerben, aber auch etliche Pendler mit einem Job weiter unten im Tal oder in Neuchâtel.

Das Gebiet um den Col des Pontins gilt als äusserst beliebtes Naherholungsgebiet der gesamten Region und bietet entsprechende Angebote auch für den Wintersport. Es stehen bei Bugnenets und Les Salvagnières für Ski- und Snowboard-Fahrer 7 Transportbahnen zur Verfügung. Auf diesen Pisten lernte der in Le Pâquier geborene Didier Cuche schon als kleiner Bub die Kunst des Skifahrens.

Dort, „hinter“ dem Chasseral, gibt es zwar eine Kantonsstrasse, welche St-Imier über den Col des Pontins mit Neuchâtel verbindet, aber der Flecken ist nicht an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Es gibt also weder eine Bahn- noch eine Busline. Schliesslich stammt der Name Le Pâquier vom spätlateinischen pasquerium, was soviel wie Weideplatz, Weidegebiet bedeutet.

Vor langen Zeiten gehörte das Tal zur Herrschaft Valangin, die teils den Grafen von Neuenburg und teils denen von Montbéliard unterstand. Am Ende des 16. Jhrds. kam es endgültig nach Neuenburg. Etwa 300 Jahre später annektierte Napoleon das Gebiet, und es wurde erst durch den Wiener Kongress der Schweizerischen Eidgenossenschaft zugeschlagen. Allerdings blieben die Könige Preussens weiterhin Fürsten von Neuchâtel bis zum Neuenburgerhandel 1857.