Kander

Eckdaten

Vom Kandersteg nach Selde

 

Marschzeit 3h

 

Strecke 10.3 km     auf 466 m       ab 94 m

 

Karte/n 1:50'000 264T

 

Anforderung:

Route

Kandersteg wurde in der Schweiz erst so richtig bekannt, als der populäre Adolf Ogi in den Bundesrat gewählt wurde. Er erblickte im Jahre 1942 hier das Licht der Welt als Sohn eines Bergführers und Försters und war sogar von 2001 bis 2007 UNO-Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden.

 

Vom Bahnhof aus folge ich der Strasse durch die Siedlung Bir Sagi und dann das Areal des International Scout Centres, einer Einrichtung der Pfadfinder-Vereinigung. Am südlichen Ende des ausgedehnten Geländes überquere ich das Portal des alten Lötschbergtunnels, zwänge mich durch die enge Klus und treffe dahinter in der Talebene der Kander auf das Restaurant Waldhus.

 

Eine kleine Kaffeepause später ziehe ich durch das Gastereholz und kann neben dem Rauschen des wilden Bachs nichts mehr hören, keine Vögel, keine Flugzeuge und keine Autos. Letztere wohl aus anderem Grund! Zwischen zwei Brücken rauschen jedoch drei Wasserfälle gut hörbar von der Gegenseite.

 

Das Gletschereis hat hier während Jahrtausenden ganze Arbeit geleistet: Der Talboden ist an die 500 Meter breit. Zahlreiche Bäche und Rinnsale, die sich von der Kander trennen wollten, durchziehen die Fläche, kehren allerdings wieder in den Schoss der Mutter zurück.

 

Hinter dem Silleregraben, der sich vom stolzen Doldenhorn herunter zieht, wird’s enger. Die beiden Talflanken rücken sehr nah zusammen, und das grösstenteils bekieste Strässchen, ist zur richtigen Strasse geworden. Schliesslich verkehrt hier ja ein Autobus!

 

Tief unter meinen Füssen verläuft völlig unbemerkt der Scheiteltunnel der Lötschbergbahn, die das Tal in einer weiten Schleife unterqueren musste, weil bei der geraden Streckenführung Wasser in das Loch eingedrungen war.

 

Schon bald treffe ich auf die verstreuten Häuser im Brandhubel und nach ein paar weiteren Metern auf das Hotel Steinbock, vor dessen Haustür auch die Bushaltestelle zu finden ist.

 

Die Gastern-Bibel

Im Jahre 1648 schenkte der ehemalige Landwirt Ulrich Thormann, ein Spross des wohl ältesten Bernergeschlechts, den Bewohnern des Gasterntals eine Bibel mit handschriftlicher Widmung:

 

…….  Es soll diese Bibel allezeit verbleiben inhanden des Eltesten Hausvaters oder Hausmutter derjenigen, so dass gantze Jahrauss in Gasteren Wohnen.

 

Die überreichte Bibel war übersetzt von Johannes Piscator, einem elsässischen Theologen, welcher nach der Reformationszeit für die Versorgung der Berner Bevölkerung mit lesbaren Bibeln verantwortlich war. Dafür wurden viele Lutherbibeln angeschafft und gelagert. Da Bern jedoch den Reformatoren Zwingli und Calvin näher verbunden war, suchten sie nach alternativen Übersetzungen.

 

Mehr als hundert Jahre später statteten die Offiziere Victor von Wattenwyl und Beat von Tscharner dem Tal einen Besuch ab und fanden die Bibel in elendem Zustand. Das wollten sie nicht auf sich beruhen lassen und liessen das wertvolle Buch wieder instand stellen. Der neue Einband wurde mit Rindsleder eingefasst und verstärkt. Über diese Aktion berichtet eine weitere Aufzeichnung:

 

…….  Durch die Länge der Zeit war das Buch, besonders der Band, sehr übel zugerichtet. Wir machten uns nun eine grosse Freude daraus dasselbe, so wirklich hundert und ein Jahr alt ist, durch einen neuen Band auf die ältesten Zeiten hinaus in guten Stand zu erhalten und wir haben keine Kösten spahren wollen, durch einen schönen Band unsere Ehrfurcht zu bezeugen, so wir gegen disses heilige Buch haben.

 

Bis heute wird die Gasternbibel vom jeweils Ältesten des Tales gehütet, zur Zeit liegt sie im Hotel Steinbock bei der Familie Künzi. In jedem Jahr, jeweils am ersten Augustsonntag, spielt die Bibel bei der traditionellen Gasternpredigt eine zentrale Rolle.

 

Routenprofil

Wild-romantisches Tal in felsiger Kulisse
Enthält alle obigen Informationen
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Das Wetter auf der Route